Thomas Meyer heute im Freitags-Gespräch über seine Streitschrift ... … „Trennt euch!“ und die Verfilmung von „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“

Thomas Meyer: „Das Smartphone ist der Feind des Buches. Aber ich kenne so viele Leute, die sagen, sie würden gern lesen, wüssten aber nicht recht was“ (c) Pascal Mora / moraphoto.ch

Thomas Meyers »Trennt euch!« Streitschrift, die monatelang auf der Schweizer Bestsellerliste stand, erscheint Ende August erstmals im Taschenbuch. Dazu feiert die Verfilmung seines Erfolgsdebüts Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse  am 29.9.2018 im Rahmen des Zurich Film Festivals Weltpremiere und läuft dann ab dem 25.10.2018 in den Schweizer Kinos – Anlässe also genug für unser heutiges Autorengespräch: 

Worum geht es eigentlich in Trennt Euch

Thomas Meyer: »Trennt euch!« ist ein Plädoyer dafür, sein seelisches Wohlergehen ernstzunehmen und sich von allem zu trennen, das einem nicht guttut. In erster Linie geht es dabei natürlich um Liebesbeziehungen, aber auch Freundschaften und Jobs können einem schaden. Wir treffen unbewusst oft destruktive Lebensentscheidungen – in diesem Buch geht es darum, sie aufzudecken.

Und wen stellen Sie sich als Zielgruppe vor?
Das Buch richtet sich nicht nur an Menschen in unglücklichen Beziehungen, sondern auch an solche, die eine hinter sich haben und verstehen wollen, was genau vorgefallen ist – und eine Wiederholung vermeiden möchten.

Und mit welchem Argument wäre es denen am besten zu verkaufen?
Das Argument, mit dem »Trennt euch!« sich verkauft, könnte lauten: »Dieses Buch nähert sich dem Thema Beziehungen nicht idealistisch, sondern ehrlich und mutig. Weil eine Trennung kein Scheitern ist, sondern ein heilsamer Schritt.«

Was ist denn aus Ihrer Sicht das Problem von Beziehungen?
Es gibt mehrere Probleme. Erstens sind Liebe und Inkompatibilität kein Widerspruch. Wir können Menschen lieben, mit denen wir uns nicht verstehen. Aber weil wir sie lieben, glauben wir, es passe. Zweitens führt das zwingend zu einem Machtkampf, weil es ja eben nicht passt, aber passend gemacht werden soll. Und dieser Kampf zermürbt. Wir sollten Menschen zu unseren Partnern machen, mit denen wir uns verstehen. Gute Freunde. Nicht geile Fremde.
Durch Klick auf Cover zur Webseite von Thomas Meyer – etwa zu seinem Jiddisch-Kurs und anderen seiner Aktivitäten

Ihr Erstling, »Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse« kommt demnächst in die Kinos. Sie haben das Drehbuch selbst verfasst. Ich habe gehört, Sie mussten den Roman dafür umbauen?

Ja, ich musste sogar von Grund auf neu beginnen. Der Roman besteht vornehmlich aus Beobachtungen und Überlegungen, ein Drehbuch hingegen aus Handlungen und Dialogen. Und weil alles zusammenpassen muss, musste ich mir viel mehr Gedanken machen über die Figuren und ihre Motive. Warum steht diese Schickse auf diesen Juden? Im Buch ist es einfach so. Im Film muss man es verstehen und glauben.

Ich habe Ihnen das auch geglaubt, als ich gerade erst mit Vergnügen das Hörbuch gehört habe, das Sie selber eingelesen haben.

Wissen Sie, dass ich inzwischen schon über 250 mal auch in Buchhandlungen vorgelesen habe?

Macht Ihnen das noch Freude, ist das nicht langweilig?

Im Gegenteil. Die Orte und die Menschen sind ja jedesmal neu. Zudem kennen die das Buch noch nicht, und es geht um sie, nicht um mich. Es wäre sehr anmaßend, das eigene Unterhaltungsempfinden über die Neugier der Lesungsgäste zu stellen.

Dann kennen Sie ja inzwischen auch genügend Buchhändler…

… das sind, finde ich, die klügsten und nettesten Menschen. Ich habe ausschließlich sehr positive Erfahrungen gemacht bei all den Lesungen, sowohl mit dem Personal wie auch mit dem Publikum.

Und haben Sie Wünsche an den Buchhandel?

Natürlich wünsche ich mir, dass meine Werke auch künftig empfohlen werden, aber das liegt ja in erster Linie an deren Qualität. Gerade darum ehrt es mich ja auch so, wenn etwas von mir bei der Kasse aufgelegt wird.

Der Buchhandel kämpft derzeit mit sinkenden Käuferzahlen –  haben Sie einen Rat an unsere Branche?

Das Smartphone ist der Feind des Buches. Auch ich gehe eher damit zu Bett als mit einem Buch und schäme mich immer sehr. Aber ich glaube, der Schaden, den es angerichtet hat, wird nicht mehr größer. Bücher bleiben interessant. Trotzdem muss der Buchhandel sich immer wieder neu attraktiv machen, vielleicht durch neue Sortimentsunterteilungen wie »Bücher für aufs Klo« und dergleichen. Und die persönliche Empfehlung ist extrem wertvoll. Ich kenne so viele Leute, die sagen, sie würden gern lesen, wüssten aber nicht recht was. Wenn der Buchhandel die erreicht, kann er massiv Boden gutmachen. Vielleicht Plakate mit frechen Aussagen und klugen Fragen ins Schaufenster hängen statt nur Bücher reinlegen?

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz
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