Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Das ist ein Buch, das Kinder immer wieder lesen werden“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Künstliche Dekadenz“: Fin de Débâcle: In Elias Hirschls Dystopie „Content“ implodiert die digitale Welt. Dahinter ist keine andere mehr. „Poetologisch hält sich der Autor an die Rezeptionsbedingungen in sozialen Medien. Es ist eine offene, kleinteilige, in alle Richtungen verlinkte Erzählung. Selbst spektakuläre Enthüllungen, die immer auch ein Hoax sein können, versanden einfach, wenn alles gleichwertig ist.“

  • Elias Hirschl, Content. Roman. (Paul Zsolnay Verlag)

„Sie mögen Müll“: Des allgegenwärtigen Opportunisten Recyclingwunder: Nino Vetris neuer Roman Marcitero. „Wollte man „Marcitero“ ­irgendwie charakterisieren, träfe wohl ‚anthropologischer Reiseführer‘ zu: Das Dorf trägt seinen Namen nach dem Fäulnisgeruch (‚marcio‘ bedeutet faul, verrottet) und gehört zu den besonders öden Orten: ‚Zweiundneunzig Einwohner, dreiundvierzig von ihnen älter als achtzig‘, allesamt Opportunisten. Die verschiedenen Varianten soziologisch zu erfassen und vorzuführen ist das verbindende Moment der Fabulierstückchen.“

  • Nino Vetri, Marcitero. Roman. (Aus dem Italienischen von Andreas Rostek; Edition Fototapeta)

„Albanische Lakonie“: Stefan Çapalikus Roman Tirana – Ein kurzer Traum erzählt von der Zeit zwischen Faschismus und Kommunismus. „Çapaliku, der als Professor für Ästhetik in Tirana lebt, mehrmals Theaterautor des Jahres war, auch Regie in Filmen und Theaterstücken führt, hat einen in seiner Lakonie beeindruckenden, jedoch auch etwas umständlichen Roman geschrieben (…)“

  • Stefan Çapaliku, Tirana. Ein kurzer Traum. Roman. (Aus dem Albanischen von Zuzana Finger; Transit Verlag)

„Milde Strafen“: Ulrich L. Lehner legt eine Studie über den Missbrauch an Jesuiten im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert vor. „Die Fülle an orthographischen und grammatikalischen Fehlern, an begrifflichen Schieflagen und stilistischen Missgriffen (‚Zungenküsse anbringen‘) macht die Lektüre des Buches noch viel beschwerlicher, als sie es angesichts des Gegenstands ohnehin schon ist. Was dort, wo Verlage wissenschaftliche Texte nicht mehr lektorieren, immer wieder vorkommt, ist bei diesem Thema ein besonderes Ärgernis.“

  • Ulrich L. Lehner, Inszenierte Keuschheit. Sexualdelikte inder Gesellschaft. Jesu im 17. und 18. Jahrhundert. (De Gruyter Verlag)

„ALMA belohnt Leseförderung“: Der „Astrid Lindgren Memorial Award“ ist der höchstdotierte Preis der Kinder- und Jugendliteratur. In diesem Jahr geht er an eine australische Organisation, die in den First Nations des Kontinents Leseförderung betreibt. „Dass er in diesem Jahr der 2011 gegründeten australischen Leseförderungsorganisation ‚Indigenous Literacy Foundation‘ zugesprochen wurde, entspricht dem Selbstverständnis dieses Preises, mit dem in der Vergangenheit bereits ähnliche Organisationen aus Venezuela, Palästina und Südafrika bedacht wurden.“

„Im Ausland ein Weltstar“: Jenny Erpenbeck steht mit Kairos auf der Shortlist des International Booker Prize. Dass sie in Großbri­tan­­nien und den USA als wichtigs­te deutsche Schrift­stellerin gilt, hat man hier noch nicht so richtig mitgekriegt. Let’s go.
„Neues vom Magier“: Die virtuosen, vielschichtigen Storys von George Saunders sind einzigartig in der heutigen Literatur. Aber es kursiert ein schlimmer Verdacht: Sind sie womöglich zu perfekt? „Saunders‘ eigene Kunst macht von den ersten Sätzen jeder seiner Geschichten an klar, dass es ohne diese hochgespannte Konzentriertheit nicht geht. Allmähliche Immersion nicht möglich. Man muss, so fühlt man sofort, höllisch aufpassen, nur worauf? Wo befinden wir uns? Alles ist wichtig, ahnt man, nur in welcher Hinsicht, in welcher Verknüpfung?“
  • George Saunders, Tag der Befreiung. Erzählungen. (Luchterhand)

„Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis geht nach Australien“: Die weltweit wichtigste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur wird an eine australische Stiftung verliehen, die das Lesen in indigenen Gemeinschaften fördert.

„‚Man feierte Monarchen und prunkvolle Empfänge’“: Historiker Frank Bösch im Interview über die Bundesrepublik und ihr Verhältnis zu Diktatoren, Unterschiede zwischen Union, SPD und Grünen sowie Lehren für die Gegenwart.
  • Frank Bösch, Deals mit Diktaturen. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik. (C.H. Beck)

„Und sollte der Teufel selbst absaufen…“: Der Niederländer Mathijs Deen lässt seinen Kommissar Liewe Cupido diesmal unter Seenotrettern ermitteln. „Es gilt für viele Kriminalromane, dass sie auch die Gesellschaft abbilden, in der die jeweiligen Verbrechen geschehen. Doch wenige tun es so zart, so ganz ohne Zeigefinger wie nun Mathijs Deens Der Retter.“

  • Mathijs Deen, Der Retter. Roman. (a. d. Niederl. von Andreas Ecke; Mareverlag)

„Die allergrößte Vermissung“: Karen Köhlers Geschichte vom Sterben und von denen, die weiterleben. „Das ist ein Buch, das Kinder immer wieder lesen werden, Erwachsene auch, und wenn nicht, dann nur, weil sie verdammt viel zu tun haben.“

  • Karen Köhler, Himmelwärts. (Mit Bildern von Bea Davies; Hanser)
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