Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Eine „opulente Klaus-Mann-Biografie“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Selbsttherapie durch freie literarische Assoziation“: In seinem Memoir Knife verarbeitet Salman Rushdie den Messerangriff, den er im Sommer 2022 nur knapp überlebte: Eine Lese-Erfahrung, die man nicht vergessen wird. „Rushdie, der seit 1989 auch einigen Mangel an Solidarität erlebt hat, wie man bereits aus seiner Autobiographie Joseph Anton wusste, hätte jedes Recht, nun, da der Ernstfall eines Attentats wirklich eingetreten ist, nur über sich zu sprechen. Aber sein Buch über Leben und Tod gewinnt besonders auch, wenn er von sich selbst absieht.“

  • Salman Rushdie, Knife. Gedanken nach einem Mordversuch. (aus dem Englischen von Bernhard Robben; Penguin Verlag)

„Ein Google-Translate für Wale?“: Wenn Biologie, Linguistik, Meeresrobotik und KI gemeinsame Sache machen: Tom Mustill zeigt, wie die Erforschung der Tierkommunikation voranschreitet. „Auch wenn die Reise von Tom Mustill eigentlich den Walen gilt, erzählt er vieles über die Grundsätze von Kommunikation, sei es tierische oder menschliche. Wie lernt eine Maus kommunizieren? Nutzt sie verschiedene Laute, um Angst, Wohlbefinden oder Aggression auszudrücken? Wie schafft es ein Menschenbaby vom Weinen übers Quäken bis zum Erlernen einer Sprache? Und was unterscheidet menschliche Sprache von der Kommunikation der Tiere?“

  • Tom Mustill, Die Sprache der Wale. Eine Reise in die Welt der Tierkommunikation. (aus dem Englischen von Christel Dormagen; Rowohlt Verlag)

„Die Erderwärmung für politische Zwecke kapern“: Und am Ende geht’s nur um Kapitalismuskritik: Annette Schlemm unterzieht die Verfahren des „Climate Engineering“ einer kritischen Prüfung. „Schlemm verfügt über solides Fachwissen, versagt dem Leser aber eine Einordnung der neuen Technologien – etwa was die Kohlenstoffkreisläufe und -ablagerungen unseres Planeten betrifft. Dafür schlägt sie einen spöttischen Ton an und spricht gleich auf den ersten Seiten von einer ’skandalösen Entwicklung‘ und ‚eigentlich unverantwortlichen Mitteln‘ – eine gute Begründung für diese Einordnung bleibt sie schuldig.“

  • Annette Schlemm, Climate Engineering. Wie wir uns technischzu Tode siegen, stattdie Gesellschaft zurevolutionieren. (Mandelbaum Verlag)

„Das Buch zur Gegenwart“: Salman Rushdie schreibt im meisterhaften Memoir The Knife über die erlebte Gewalttat und zugleich über das, was in der Ukraine, in Israel und auf der ganzen Welt zu verteidigen ist. „So gerät dieses Memoir zu einer Meditation über das teuflische Verhältnis von Geschichte und Leben. Was schreibt man auf, was nicht? Braucht das Glück auch das Böse, um zu einer Geschichte zu werden? Im Leben kann man gern darauf verzichten, aber in einem Buch? Wie mit der Lupe des Sherlock Holmes, ein Auge zugekniffen leider für immer, begibt sich der Autor dieser Ich-Erzählung auf die Suche nach magischen Pfaden und Brücken aus Luft, die Text und Welt verbinden. Angenehm ist ihm das nicht.“

  • Salman Rushdie, Knife. Gedanken nach einem Mordversuch. (aus dem Englischen von Bernhard Robben; Penguin Verlag)

„Nur noch kurz die Welt retten“: Hedwig Richter und Bernd Ulrich analysieren in ihrer Streitschrift Demokratie und Revolution scharf, was in der Klimapolitik schiefläuft – und skizzieren einen Weg aus der Selbstzerstörung. „Das Buch hat die Wucht einer Streitschrift, unterlegt mit wissenschaftlicher Gelehrsamkeit und Debattenlust, mitunter etwas viel davon.“

  • Hedwig Richter, Bernd Ulrich, Demokratie und Revolution – Wege aus der selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit. (Kiepenheuer & Witsch)

„Kia Vahland über Caspar David Friedrich“: Ein Rundgang durch Leben und Werk des berühmten Malers.

  • Kia Vahland, Caspar David Friedrich und der weite Horizont. (Inselbücherei)

„Miriam Wursters Blick auf die Menschen“: Ein Buch voller Bilder über die Zumutungen des Lebens.

  • Miriam Wurster, Schrei mich bitte nicht so an – gesammelte Cartoons. (Verlag Antje Kunstmann)

„Bernd Kramer über Erfolg“: Was wird aus einer Gesellschaft, in der das Leistungsversprechen nicht mehr funktioniert?

  • Bernd Kramer, Erfolg – ein moderner Selbstbetrug. Von der Entzauberung der Leistungsgesellschaft. (Kösel)

„Rigoros zwischen den Stühlen“: Thomas Medicus’ opulente Klaus-Mann-Biografie ermöglicht eine Neubewertung des Lebens eines Getriebenen. „Thomas Medicus hält in seiner faktenreichen Biografie viele Fäden zur Lebensgeschichte eines Getriebenen in der Hand und macht deren oft fatales Zusammenwirken deutlich. Auf überzeugende Weise erweitert er das Psychogramm eines vordergründig als Vater-Sohn-Beziehung aufgefassten Konflikts zum Drama einer misslingenden Individuation, in der das Leben zuletzt allenfalls noch als aufgeschobener Tod zu ertragen schien.“

  • Thomas Medicus, Klaus Mann. Ein Leben. (Rowohlt Berlin)
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