Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „‚Wie gut, dass er das Buch zu Ende geschrieben hat'“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Eine Frage der Zeit“: Beim Buchgroßhändler Libri sollen immer weniger Bücher im Lager stehen, aber immer mehr Titel verfügbar sein: Gedruckt wird auf Bestellung, auch einzelne Exemplare. Von einem Wettrennen, das manchen Verlagen zu schaffen macht.

„Das Märchen vom keuschen Geschlecht“: In der Evolution ist jede Strategie willkommen: Lucy Cooke zeigt, wie Vorurteile den nüchternen Blick auf das weibliche Tier verstellen. „Wer Argumente für traditionelle heterosexuelle Rollenverteilungen oder ge­gen variable Geschlechtsidentitäten sucht, sollte sich besser nicht auf die Tierwelt berufen.“

  • Lucy Cooke, Bitch. Ein revolutio­närer Blick auf Sex, Evolution und die Macht des Weiblichen im Tierreich. (Malik Verlag)

„Zwischen Sinnlichkeit und Übersinn­lichem“: Revolutionäres in der japanischen Liebesdichtung: Die avantgardistisch-feministische Lyrik von Yosano Akiko wird erstmals ins Deutsche übersetzt. „Es ist eine Literatur der Übergänge zwischen Sinnlichkeit und Übersinn­lichem, Menschennatur und Übernatür­lichem wie im die Tanabata-Legende evozierenden Eingangsgedicht über die vom Himmel herabgestiegenen Liebenden. Im Spiel mit Synästhesie und Polyphonie – das literarische Ich führt Zwiegespräche mit einer Taube, auf deren Flügel es eine Liebesbotschaft schreiben will, oder einer vernachlässigten Zither – wird Liebeslust und Liebesfrust in einer patriarchalen Gesellschaft thematisiert.“

  • Yosano Akiko, Wirres Haar. 399 Tanka. (aus dem Japanischen von Eduard Klopfenstein, Manesse Verlag)

„Wenn eine Frau ihren Ehemann ermordet“: Vom Popstar zur Bestsellerautorin: Eine Begegnung in Helsinki mit der Schriftstellerin Terhi Kokkonen. „Arctic Mirage hält sich eng an Plotlinien, nimmt sich wenig Raum, um das Innere seines Personals auszuleuchten. Vielleicht um zu zeigen, wie wenig da manchmal ist. Der Roman meidet offensichtliche Klischees: Die Natur des Nordens tritt fast ausschließlich als Verstärkung von Unwohlsein auf (…).“

  • Terhi Kokkonen, Arctic Mirage (Hanser)

„Lakonisch ironisch“: Sie war eine der wichtigsten Zeitzeuginnen für Hitlers Aufstieg – und eine begnadet komische Romanautorin: Nicole Henneberg hat die erste Biografie Gabriele Tergits geschrieben. „Dieses Buch ist eher eine Werkbiografie und eine Rekonstruktion der weiten Netzwerke von Briefpartnerinnen und -partnern, die Tergit besonders als Sekretärin des Exil-PEN in London pflegte, aus ihrem im Literaturarchiv Marbach lagernden Nachlass. Gleich zu Anfang bringt Henneberg ihre Figur auf Distanz, indem sie nicht zuerst die Kindheit schildert oder die eindrucksvolle Familie Hirschmann, sondern auf dem Stadtplan nachkonstruiert, wo Tergit herkam und was dort im heutigen Berlin ist.“

  • Nicole Henneberg, Gabriele Tergit – Zur Freundschaft begabt – Biographie. (Schöffling)

„Zirkus Kafka“: „Das Insekt selbst kann nicht verbildlicht werden“: Franz Kafka hat sich die Visualisierung seiner Geschichten verbeten. Die Comics von heute führen sein Werk zu neuer Freiheit.

  • Nicolas Mahler, Komplett Kafka. (Suhrkamp)
  • David Zane Mairowitz (Text), Robert Crumb (Zeichnungen), Kafka. (aus dem Englischen von Ursula Grützmacher-Tabori; Reprodukt)
  • Danijel Žeželj, Wie ein Hund. Nach Texten von Franz Kafka. (Avant-Verlag)

„Die, auf die Amerika pfeift“: Barbara Kingsolvers großartige Geschichte über eine aussichtslose Jugend in Lee County, Virginia.

  • Barbara Kingsolver, Demon Copperhead. Roman. (a. d. Engl. v. Dirk van Gunsteren; dtv)

„Mutter und Mama“: Was ihm die anderen Kinder irgendwann zuriefen: Witzig und widerspenstig geht Franz Dobler in seinem Roman Ein Sohn von zwei Müttern einer autobiografischen Leerstelle nach. „Wie gut, dass er das Buch zu Ende geschrieben hat. Wie gut, dass er es genau auf diese Weise geschrieben hat, suchend, widerspenstig, sich selbst dabei kennenlernend. Ein Sohn von zwei Müttern gestattet nicht nur Blicke in seine Biografie, es erzählt von Weichen, die einzelne und die Gesellschaft stellen.“

  • Franz Dobler, Ein Sohn von zwei Müttern. (Tropen/Klett-Cotta)
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