Umgeblättert Umgeblättert heute: Womöglich zu perfekt?

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

Durch das Land des bösen Zaren: Das Russische Reich im Schatten Alexanders I.: Yaniv Iczkovits erzählt in seinem Roman „Fannys Rache“ vom Widerstand zweier Juden gegen die Unmenschlichkeit.
  • Yaniv Iczkovits: Fannys Rache (Unionsverlag)

Zu Robert Schindels siebzigstem Geburtstag vor zehn Jahren lobte ihn sein Schriftstellerkollege Doron Rabinovici in dieser Zeitung für eine neue Sprache, „eine Mesalliance zwischen ehrwürdiger Dichtkunst und avantgardistischen Neologismen, eine Melange aus Hochdeutsch und Wiener Jargon, aus Jiddeln und Jodeln“. Das scheint auch heute noch zu stimmen oder gar mehr denn je, wie man an Schindels großartigem neuen Gedichtband „Flussgang“ sieht.

  • Robert Schindel: Flussgang (Suhrkamp)
Roadtrip mit menschlichen Bestien: Die Sowjetunion in Stalins Schatten: Vladimir Vertlibs familienbiographischer Roman „Die Heimreise“ über eine Jüdin im Sozialismus.
  • Vladimir Vertlib: Die Heimreise (Residenz)

Die virtuosen, vielschichtigen Storys von George Saunders sind einzigartig in der heutigen Literatur. Aber es kursiert ein schlimmer Verdacht: Sind sie womöglich zu perfekt?
  • George Saunders: Tag der Befreiung. Erzählungen. Luchterhand

Eine Art Gegenaufklärung: Die Ethnologin Susanne Schröter holt in ihrem Buch „Der neue Kulturkampf“ zum Rundumschlag gegen die offene Gesellschaft aus. Natürlich könnte man Schröters Buch als ein polemisches lesen und es als irrelevantes, nicht sonderlich originelles Werk abtun. Man kann aber auch die gesammelten Indizien betrachten. Wenn man dies tut, dann kann man zu dem Schluss kommen, dass es sich bei „Der neue Kulturkampf“ um ein zumindest in Teilen rechtsextremes Buch handelt. Denn offene Wissenschaftsfeindlichkeit, Verschwörungserzählungen, völkisch-nationale Ressentiments und Geschichtsrevisionismus widersprechen diametral den Grundwerten einer offenen Gesellschaft. Warum die Goethe-Universität Susanne Schröter, die eigentlich in Rente gehen sollte, weiter beschäftigt, offenbart sich aufmerksamen Leserinnen und Lesern des Buches nicht.

  • Susanne Schröter: Der neue Kulturkampf. Herder
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