Zwei Wochen bevor die Frankfurter Buchmesse ihre Tore öffnet, präsentierte gestern Abend das Blaue Sofa, das gemeinsame Autorenforum von Bertelsmann, ZDF, Deutschlandfunk Kultur und 3sat, ausgewählte Autor*innen des Gastlandes Spanien in Berlin: Fernando Aramburu, Aroa Moreno Durán und Najat El Hachmi. Gastgeberin Helen Müller begrüßte rund 110 Gäste in der Bertelsmann Repräsentanz Unter den Linden.
Spanisch sei eine der lebendigsten Literatursprachen, die weltweit von rund 500 Millionen Menschen gesprochen wird, betonte Ignacio Olmos, Leiter der Cervantes Institute in Deutschland. Seit dem letzten Gastlandauftritt hätten sich Gesellschaft, Kultur und somit auch die Literatur stark gewandelt. Diese sei regionaler, diverser und weiblicher geworden. Auf der Buchmesse stehe diesmal kein Land oder eine Region im Fokus, sondern eine Vielzahl regionaler Sprachen und Identitäten, in denen es jeweils eigene Literaturen gibt. Zudem bereichere eine neue Generation eingewanderter Autorinnen und Autoren die spanische Literatur durch iberoamerikanische Einflüsse und Erfahrungen.
Matthias Hügle, ZDF, eröffnete das Blaue Sofa. Im Gespräch mit Elvira Marco, der Kuratorin des Gastlandauftritts, und Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse gab er einen Überblick über das Gastland-Programm. Das Publikum erfuhr auch, dass das spanische Ministerium für Kultur und Sport seit 1984 die Verbreitung der klassischen und zeitgenössischen Literatur aus Spanien in andere Sprachen mit einem Förderprogramm unterstützt. In den letzten Jahren sei die Übersetzungsförderung um fast 45 Prozent gestiegen. Gleichzeitig habe man für Verlage ein neues Programm zur Übersetzungsförderung ins Leben gerufen, das sich auf fünf Märkte konzentriert: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Niederländisch.
Fernando Aramburo, der in San Sebastián im Baskenland geboren wurde und seit Mitte der achtziger Jahre in Hannover lebt, stellte im Gespräch mit Ariane Binder, 3sat, Die Mauersegler (Rowohlt Verlag) vor, nach seinem Debüt Patria wieder ein großer Roman über die Geschichte Spaniens, den die spanische Kritik schon jetzt als einen Klassiker des 21. Jahrhunderts feiere. Mit Najat El Hachmi folgte eine katalanisch-marokkanische Autorin, Journalistin und Feministin, die in Barcelona lebt. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk beschäftigt sich mit Identität, kultureller Verwurzelung und der Bedeutung des Frauseins in der muslimischen Kultur. Mit Christine Watty sprach sie über Am Montag werden sie uns lieben (Orlanda Verlag). Es geht in dem Roman um ein junges Mädchen marokkanischer Herkunft, das an der „Peripherie der Peripherie“ von Barcelona aufwächst und sich nach Freiheit und Selbstbestimmung sehnt.
Aroa Moreno Duráns Buch Die Tochter des Kommunisten wurde in Spanien als bester Debütroman des Jahres ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. In Deutschland erscheint er zur Buchmesse im btb Verlag. Im Mittelpunkt steht eine spanischen Familie in den 1950er Jahren. Der Vater, ein Kommunist, floh vor dem faschistischen Franco-Regime und dem spanischen Bürgerkrieg in die DDR. Seine Tochter Katia wächst in Ostberlin auf und erlebt dort den Mauerbau. Aroa Moreno Durán erzählte, dass ihr die Idee zu dem Roman bei einem Aufenthalt in Berlin gekommen sei.
Die Gäste dankten nach den Gesprächen mit langanhaltendem Applaus und kamen bei spanischen Spezialitäten schnell ins Gespräch über den gemeinsam erlebten, spannenden Abend.
Wer nicht dabei sein konnte: Deutschlandfunk Kultur sendet am 9. Oktober, 1:05 Uhr einen leicht gekürzten Mitschnitt der Gespräche. Die gesamte Veranstaltung zum Gastland Spanien finden Sie hier: https://www.youtube.com/bertelsmann.