Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Angelika Niestrath?

Ab heute (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2021 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet Angelika Niestrath, die Expertin für Wareninszenierung/Nonbooks, unseren „anderen“ Fragebogen:

Angelika Niestrath: „Ein Highlight waren der Vorlesetag am 20. November. Nach so vielen abgesagten oder ins Netz verschobenen Veranstaltungen gleich vier Lesungen vor echtem Publikum. Was vielleicht nicht alle wissen: Neben meiner Arbeit für das Nonbook bin ich zusammen mit meinem Partner Andreas Hüging seit ein paar Jahren auch als Kinderbuchautorin unterwegs“

 

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Ein Highlight war der Vorlesetag am 20. November. Nach so vielen abgesagten oder ins Netz verschobenen Veranstaltungen gleich vier Lesungen vor echtem Publikum – und dank einer findigen Schulleiterin und einer Plexiglasscheibe durften wir dazu sogar Musik machen. Es war mit Händen zu greifen, wie sehr allen das gefehlt hat! Ein Mädchen aus der ersten Klasse hat hinterher tatsächlich gesagt, es sei ihr bester Tag überhaupt gewesen. Schade, dass ich sie dafür nicht küssen durfte. (Was vielleicht nicht alle wissen: Neben meiner Arbeit für das Nonbook bin ich zusammen mit meinem Partner Andreas Hüging seit ein paar Jahren auch als Kinderbuchautorin unterwegs).

Worüber haben Sie sich 2020 am meisten geärgert?

Einige Unternehmen und Institutionen haben sehr schnell den freiwilligen Rückzug angetreten, weit über die coronabedingten Einschränkungen hinaus. Plötzlich gab es kaum noch Austausch, kein Interesse an neuen Ideen oder sonst eine Form positiver Energie – das hat mich sehr irritiert. Unter diesem vorauseilenden „Das fangen wir dieses Jahr lieber gar nicht erst an“ hat so manches Projekt mehr gelitten als nötig gewesen wäre.

Was war 2020 Ihr schönster Erfolg?
Von April bis Juni haben wir eine lustige Coronageschichte für Kinder geschrieben, die als kostenloser Fortsetzungsroman einmal wöchentlich im Newsletter von ZEIT leo erschienen ist. Als therapeutische Maßnahme hat das für uns genauso gut funktioniert wie für die Leser: „Niko Ballermann und die Klopapierkrise“ wurde von etlichen Schulen im Fernunterricht eingesetzt, quer durch die Altersgruppen, und wir haben unglaublich tolles Feedback von Kindern, Eltern und Lehrerinnen bekommen. Das hat uns in diesen Monaten sehr motiviert.

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?
Die Frankfurter Buchmesse. Ich habe lange gehofft, dass trotz aller Widerstände in den Hallen doch etwas gehen könnte, und es gab eine coole Truppe engagierter Nonbookanbieter, die bis zuletzt gerne vor Ort ausgestellt hätten. Für die meisten wäre es die langersehnte erste Messe seit dem Frühjahr gewesen – und für meinen Gemeinschaftsstand der 15. Geburtstag. Dass dann im September doch alles abgesagt werden musste, war sehr frustrierend.

Ihre schönste Buchhandlung in diesem Jahr?

All die wunderbaren Kreuzberger, Friedrichshainer und Prenzelberger Buchhandlungen, die ich seit unserem Teilumzug nach Berlin neuerdings locker zu Fuß und mit dem Rad erreichen kann! Das ist ein Luxus, über den ich mich immer wieder riesig freue.

Von welchem Thema wollen Sie im kommenden Jahr nichts mehr lesen?
Von steigenden Infektionszahlen und einem gewissen Herrn Trump – in der Hoffnung, dass beiden bald die Luft ausgeht.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Volle Theater, Konzerthallen, Kinos, Ausstellungen – die Wiedergeburt des analogen Erlebnisses auf allen Ebenen. Und über Leute, die gute Sachen machen.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Zeit im Netz zu verschwenden. Und Fensterputzen auf wackligen Leitern.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Auf wacklige Leitern steigen – sobald die Folgen der letzten Aktion abgeklungen sind.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Unsere „Gängster-Pferde“, die im August bei Ueberreuter erschienen sind – eine lustige Pferdegeschichte mit viel Action und frechen Helden, garantiert ohne Glitzer. Überhaupt war ich noch nie so froh über meinen Zweitberuf als Autorin wie in diesem Jahr.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?
Im Mai erscheint bei cbj der dritte Band unserer „Roki“-Reihe – damit ist es langsam eine ernstzunehmende Serie. Und natürlich alles, was wir 2021 schreiben werden. Es sind einige Projekte in Vorbereitung, auf die ich mich sehr freue …

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Von der „Kulturmacherin“ Kathrin Schulte-Wien, unserer unglaublich taffen Leseagentin.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?

Welche literarische Figur hätten Sie in diesem Jahr gerne an Ihrer Seite gehabt?

Hier können Sie die auch beantworten:

Albus Dumbledore.

Unseren letzten Fragebogen beantworteten am 6.1. 2020 Kerstin Gleba Rainer Groothuismorgen antwortet Daniela Filthaut.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert