Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Herwig Bitsche?

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Herwig Bitsche Foto: Alberto Venzago

Seit dem 6. Dezember 2016 (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2017 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“ Heute beantwortet Herwig Bitsche, Geschäftsführer des  NordSüd Verlags, unseren „anderen“ Fragebogen:

1. Welcher Tag war Ihr schönster in letztem Jahr?

Das Jahr 2016 hat reichlich Höhe- und Tiefpunkte geboten. Auf jeden Erfolg kam aus dem Stand die nächste Herausforderung. So gesehen war die Weihnachtsfeier im Kreise der Kolleginnen und Kollegen der schönste Moment des Jahres, da ich ihnen versichern konnte, dass die Mühen sich gelohnt haben!

2.  Worüber haben Sie sich 2016 am meisten geärgert?

Vor allem, ich habe mich zu oft geärgert. Das möchte ich in 2017 verbessern.

3. Was war 2016 Ihr schönster Erfolg?

Dass wir mit „Armstrong“ den Überraschungserfolg von „Lindbergh“ überbieten konnten.  Und nicht zuletzt „Lindbergh“ im Schatten von „Armstrong“ noch einmal kräftig zulegte.

4. Und Ihr traurigster Misserfolg war…?

Die Erkenntnis, dass es und noch immer nicht gelungen ist, den Handel ausreichend für unsere hochwertigen Kinderbuchklassiker zu begeistern.

5. Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag im vergangenen Jahr?

Die Buchhandlung  Nievergelt in Zürich Oerlikon, weil die sehr engagierten Buchhändlerinnen unsere neuen Nachbarinnen sind und die Buchhandlung unsere Auslage im Quartier. Der Piet Meyer Verlag, weil er mir mit seinen Büchern über Literatur und Kunst neue Blickwinkel eröffnet hat.

6. Von welchem Thema wollen Sie (warum) in diesem Jahr nichts mehr lesen?

Von „Super-Büchern“ , die behaupten Kinder mittels App zum Lesen zu animieren. Kinder lernen mit Apps nicht zu lesen, höchstens Nicht-zu-Lesen. Und Dank an Ali Mitgutsch, der gemeint hat: „Das Buch als solches ist mir eigentlich genug. Ich will nicht, dass meine Bücher quaken oder grunzen.“

7. Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Dass der Ladenpreis nicht ausschlaggebend dafür ist, ob ein Buch gekauft wird oder nicht. Warum ziehen viele Verlage bei ihren Spitzentiteln lieber einen Euro ab, als ihn aufzuschlagen? Glauben sie nicht an den Wert ihrer Bücher? Und warum jammern nur deutsche Verleger und Buchhändler über zu hohe Ladenpreise, während ihre Kollegen in Österreich und in der Schweiz lieber heute als morgen die Preise anheben würden?

8. Welchen Fehler aus dem letzten Jahr wollen Sie in diesem Jahr vermeiden?

Mich unnötig zu ärgern. Fünf Tage in der Woche am Schreibtisch zu sitzen.

9. Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?‘

Mich unnötig ärgern und viel am Schreibtisch zu sitzen.

10. Welches Buch hat Ihnen im vergangenen Jahr besonders viel Freude gemacht?

Natürlich „Armstrong“! Aber überraschender war der Erfolg von „Gian&Giachen“. Kaum jemand außerhalb des Verlags hat an so einen Erfolg geglaubt. Weil es vor allem für den Schweizer Markt entwickelt wurde, haben wir den Ladenpreis mit 25 Euro am Schweizer Preisniveau angepasst. Trotzdem haben wir in drei Monaten 3 Auflagen verkauft und die Kollegen aus Hamburg haben uns immer noch gefragt: wie spricht man die beiden richtig aus?

11. Welches wird Ihr wichtigstes Buch in diesem Jahr?

Ökonomisch gesehen sicher „Der Regenbogenfisch“ , der immer noch die meisten Novitäten hinter sich lässt. Und das obwohl viele Buchhändler meinen, den haben schon alle. Eben deshalb! Die, die ihn als Kind geliebt haben, sind jetzt selber Eltern und wollen die besten Bilderbücher für ihre Kinder. In künstlerischer Hinsicht ist Jon Klassens dritte Geschichte um einen Hut ein wahrer Geniestreich, vor dem man auch als Erwachsener den Hut ziehen muss.

12. Von wem würden Sie auch gern mal die Fragen auf diesen Fragebogen lesen?

Von Andri Weidmann, unserem neuen Praktikanten, wenn er Ende 2017 mit seinem Praktikum fertig ist.

13. Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?

Was gefällt Ihnen an der Schweiz?

14. Hier können Sie die auch beantworten:

An der Schweiz gefällt mir, neben vielem anderen, dass man hier permanent überlegt, wie vekauft man sein Programm jenseits der Landes- und Sprachgrenzen. Unsere Geschichten sind erst dann sehr gut, wenn wir sie auch in den USA und in China verkaufen können. Vorher sind wir nicht zufrieden.

Gestern sprachen wir mit Nadja Kneissler über ihr Jahr 2016. Morgen beantwortet Joachim Groh unseren „etwas anderen Fragebogen“

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