Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Iris Hunscheid?

Seit Nikolaustag fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2024 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet die Buchhändlerin Iris Hunscheid  (Buchhändlerin und Geschäftsführerin der Buchhandlung Hoffmann in Achim und Buchhandlung Jost in Bonn) unseren „anderen“ Fragebogen: 

Iris Hunscheid

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Ein Tag im Oktober, an dem mein Mann und ich unsere 50. Geburtstage gemeinsam mit Familie, guten FreundInnen und unseren liebsten Branchenmenschen nachgefeiert haben. Das war ein tolles Fest!

Worüber haben Sie sich 2023 am meisten geärgert?

Über Hauseigentümer, die den Hals nicht vollkriegen und eine gute Gewerbe-Immobilie lieber leer stehen lassen, als zu einem vernünftigen (sprich: für den Einzelhandel darstellbaren) Preis zu vermieten.

Was war 2023 Ihr schönster Erfolg?

Die Begeisterung für das Konzept der Lesemotive auch international zu teilen, bei zwei Vorträgen, die ich in englischer Sprache bei der RISE-Konferenz in Prag und auf der Konferenz der BA (Bookseller’s Association of Great Britain) gehalten habe.

Und Ihr traurigster Misserfolg war?

Noch keine neue Mitarbeiterin für unsere Achimer Buchhandlung gefunden zu haben. Wenn sich da nicht bald noch etwas tut, wird es im neuen Jahr ganz schön knapp.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Kibworth Books, die sehr besondere Buchhandlung meiner englischen Kollegin Debbie James, die ich über das RISE-Austauschprogramm kennenlernen durfte.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Davon, dass die Verlage unsere Verkaufspreise noch immer nicht in dem Umfang erhöhen, den wir alle brauchen, um als Branche in der bisherigen Vielfalt überhaupt bestehen zu bleiben.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Mutige neue Ideen und Geschäftsmodelle und über das Ende der „Hasenfüßigkeit“ bei der Preisgestaltung.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Mich unter Wert zu verkaufen.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Vermutlich werde ich wieder nicht so oft „Nein“ sagen, wie es für mich gut wäre – aber hoffentlich dann bei einem besseren Kosten-/Ertrags-Verhältnis (s.o.)

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Es gab gleich zwei Lieblinge: „Going Zero“ von Anthony McCarten (Diogenes) und „Morgen, morgen  und wieder morgen“ von Gabrielle Zevin (Eichborn) – ganz unterschiedliche Bücher, aber beide hochspannend, emotional und toll übersetzt!

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Diese Entdeckung habe ich noch vor mir 😉

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Caroline Wahl, deren Debutroman „22 Bahnen“ ich ebenfalls großartig fand und die auch als Person sehr sympathisch ist.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie eigentlich gern beantwortet?

Was glauben Sie, wie wird sich die Buchhandelslandschaft in den nächsten Jahren verändern?

Hier können Sie die auch beantworten:

Ich fürchte, nicht zum Guten – der massiv steigende Kostendruck im unabhängigen Sortiment lässt sich durch die immer noch zu zögerlichen und unzureichenden Steigerungen bei den Endverbraucherpreisen nicht auffangen. Durch die geringen Verdienstmöglichkeiten im Sortimentsbuchhandel ist es inzwischen fast unmöglich, gute MitarbeiterInnen und einsatzfreudige NachfolgerInnen für unsere Geschäfte zu finden. Dazu schreitet der Konzentrationsprozess immer weiter voran. Wir werden einen massiven Verlust an Vielfalt und Zukunftsfähigkeit erleben.

Gestern fragten wir Theresa Schenkel, morgen antwortet Philipp Keel

 

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