Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Theresa Schenkel?

Seit Nikolaustag fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2024 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet  Theresa Schenkel (Marketingchefin und Mitglied der Geschäftsführung bei S.Fischer) unseren „anderen“ Fragebogen: 

Welcher Tag war Ihr schönster diesem Jahr?

Als mein Vater im Herbst nach einer kniffligen OP wieder aus der Narkose aufgewacht ist und sich als allererstes darüber geärgert hat, dass man im Krankenhauskittel nicht präsentabel aussieht, sondern wie ein „normaler Patient“

Worüber haben Sie sich 2023 am meisten geärgert?

ich hab mich wenig geärgert, aber ich war oft entsetzt. Der Zustand der Welt, die multiplen Krisen, die Ratlosigkeit allenthalben – ich muss gestehen, dass mich das mehr als einmal verzweifelt (und manchmal auch ärgerlich) zurückgelassen hat.

Was war 2022 Ihr schönster Erfolg?

Als Schwäbin hab ich darauf keine Antwort, nicht  g’schimpft ist genug Lob. Aber, dass ich mich wieder an die alten Klaviersonaten rangewagt habe, freut mich mindestens so sehr, wie der gelungene Messeauftritt in Frankfurt, das Feedback meiner neuen Abteilung nach dem letzten Workshop oder das erstmals essbare Panettone zu Weihnachten.

Und Ihr traurigster Misserfolg war?

Es gibt immer viel zu viel, was man nicht schafft. Deswegen muss man gut überlegen, welche Brände man zuerst löscht. Wenn man dann mit dem großen Löschzug vor der brennenden Kerze oder mit der Gießkanne vor dem Waldbrand steht, weil man die Situation nicht richtig eingeschätzt hat… Naja. Zum Glück stand ich eher vor der Kerze, da hilft zur Not pusten.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Ich mag, wie Lars Claßen und Flo Keck den Kjona Verlag aufziehen mit dem absoluten Willen zu umfassender Nachhaltigkeit, das beeindruckt mich. Und ich liebe die Buchhandlung „Buch in der Au“ in München. Weil ich da manchmal mitmachen darf. Wenig ist so erfüllend und befriedigend, wie ein gemeinsam bestandener Tag im Weihnachtsgeschäft.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Über die FDP und die tausend Gründe, warum die Ampel Mist sein soll.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Über kluge Degrowth-Konzepte, konkrete Nachhaltigkeit (nicht nur in der Theorie) und New-Work-Arbeitskonzepte, die funktionieren.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Panettone aus Sauerteig (Hefeteig. Es muss Hefeteig sein).

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Erst, wenn einem das Herz auch nachts bis zum Hals klopft, kapieren, dass man nicht alle Brände gleichzeitig löschen kann.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Es ist die langweiligste Antwort der Welt, aber sie stimmt: „Zauber der Stille“ von Florian Illies über Caspar David Friedrich. Dieses Buch ist einfach. Wirklich. Toll.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

In diesen Tagen kommt „Worte in finsteren Zeiten“ in die Buchhandlungen und liegt dann dort auch im NEUEN Jahr. Es ist eine Versammlung von Texten, die uns helfen, Worte zu finden, wenn uns selber der Text ausgeht. Gegen die Verzweiflung. (Das hätte ich dieses Jahr auch schon brauchen können).

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Eva Dotterweich. Albrecht Mangler oder Dr. Andrea Müller.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie eigentlich gern beantwortet?

Vermissen Sie Christian von Zittwitz?

Hier können Sie die auch beantworten:

Ja.

Gestern antwortete Alyna Wnukowski, morgen fragen wir Iris Hunscheid

 

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