Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Jörg Sundermeier?

Seit dem 06. Dezember (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2020 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“.  Heute beantwortet Jörg Sundermeier, (Verleger Verbrecher Verlag), unseren „anderen“ Fragebogen:

Jörg Sundermeier: „geärgert habe ch mich in diesem Jahr über die Portoerhöhung für Büchersendungen, die Folgen der KNV-Insolvenz, die Folgen der Libri-Auslistungen – doch am meisten ärgern mich Leute, die nichts lesen wollen oder ausschließlich das, was ihre Vorurteile bestätigt, und dabei denken, sie würden alles verstehen und wissen“ (c) Nane Diehl

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Es gibt in diesem Jahr drei schönste Tage für mich – der, an dem Anke Stelling mit „Schäfchen im Trockenen“ den Preis der Leipziger Buchmesse gewann, der, an dem meine Partnerin Kristine Listau und ich den Deutsche Verlagspreis verliehen bekamen, und der, an dem der Verlag den Berliner Verlagspreis entgegennehmen durften, den wir in der Hauptkategorie mit dem wunderbaren Berenberg Verlag uns teilen. Drei Supertage!

Worüber haben Sie sich 2019 am meisten geärgert?

Die Portoerhöhung für Büchersendungen, die Folgen der KNV-Insolvenz, die Folgen der Libri-Auslistungen – das alles ist heftig, doch am meisten ärgern mich Leute, die nichts lesen wollen oder ausschließlich das, was ihre Vorurteile bestätigt, und dabei denken, sie würden alles verstehen und wissen.

Was war 2019 Ihr schönster Erfolg?

Siehe die obigen drei Supertage – und natürlich 35.000 verkaufte Exemplare von „Schäfchen im Trockenen“!

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?

Unverkäufliche Restauflagen makulieren zu müssen wegen der Kosten, die sie verursachen – und dies trotz aller Anstrengungen nicht abwenden zu können.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Ich fürchte, ich bin von so vielen Buchhandlungen und Verlagen begeistert, da sie so gute Arbeit machen… Aber die Kollegen von Bahoe Books haben wir gerade in Wien besucht und gesehen, mit wie viel Geschick und Liebe sie arbeiten – daher will ich sie hier gewissermaßen stellvertretend für alle Buchverrückten in der Branche hervorheben.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Untergangsszenarien. Denn sie bestätigen nur die Weiter-So-Leute in ihrem Denken – wenn eh alles nichts nützt.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Zukunftsweisende Ideen.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Zu hohe Auflagenzahlen drucken – und anschließend böse sein auf die Welt, weil sie die Bücher nicht so sehr liebt wie wir.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Die Auflagenzahlen höher halten – und auf die Welt setzen!

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Auch hier ein Buch aus unserem Programm, das stellvertretend für alle hervorgehoben werden soll: „Coming of Karlo“ von Lisa Kränzler, ein Roman über einen jungen Mann, dessen Männlichkeitsideen ihm die Liebe zu einer jungen Frau versauen, ein Buch, in dem so viel Arbeit steckt, so viel Genauigkeit, so viel Liebe, soviel Ideenreichtum – dass die ganze Lust, das ganze Können, mit der sich unsere Autorinnen und Autoren auf ihre Texte stürzen, ganz locker heraussticht.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Alle Titel. Ich habe da Weltvertrauen.

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Nina Wehner von der Buchhandlung „Die Buchkönigin“ in Berlin.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?

Werden Sie ihr 25. Verlagsjubiläum im kommenden Jahr groß feiern?

Hier können Sie die auch beantworten:

Unbedingt!

Gestern antwortete Johannes Stricker auf unseren „anderen“ Fragebogen, morgen befragen wir Carlo Günther

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