Wie war Ihr Jahr, Silvia Kuttny-Walser

Silvia Kuttny-Walser

Seit dem 6.12. (Nikolaustag) bis zum 6.1. (Heilige drei Könige) fragen wir wieder in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“ Heute beantwortet Silvia Kuttny-Walser, Verlagsberaterin in München, unseren „anderen“ Fragebogen.

1

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?
Der Tag, an dem Deutschland Fußballweltmeister wurde. Nicht, dass ich mich besonders für Fußball interessiere. Aber es war einfach herrlich, von so vielen strahlend glücklichen Menschen umgeben zu sein!

2

Worüber haben Sie sich 2014 am meisten geärgert?
Dass es bei den Branchendiskussionen überwiegend nur noch um „Content“, „Rights Management“, „Formate“ (Print vs. digital) – und Amazon zu gehen scheint. Für meinen Geschmack wird viel zu wenig über Autoren und ihre Texte gesprochen, über gute und von mir aus auch schlechte Bücher diskutiert. Egal, in welchem „Format“.

3

Was war 2014 Ihr schönster Erfolg?
Dass ich den legendären Krimiautor James Lee Burke mit seiner kompletten Backlist für Edel eBooks gewinnen konnte. Die digitale Wiederveröffentlichung seiner Romane im Januar 2014 hat ein verdientes und für Edel eBooks höchst erfolgreiches Revival dieses Autors in Deutschland gebracht. Der neue Roman von James Lee Burke bei Heyne hat es gerade eben auf Platz 1 der KrimiZEIT-Bestenliste geschafft!

4

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?
Mir fällt zum Glück keiner ein. Für mich persönlich war 2014 ein geschäftlich wie privat ziemlich glückliches Jahr.

5

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?
Mein Lieblingsverlag in diesem Jahr war Rowohlt Polaris. Großartiges Programm, attraktive Autoren, tolle Erfolge: Was die KollegInnen in Reinbek machen, gefällt mir über die Maßen gut.

6

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im neuen Jahr nichts mehr lesen?
Keine Totenlieder auf das Taschenbuch, und auch keine Schuldzuweisungen an das eBook. Wir befinden uns in turbulenten Zeiten, in denen vieles in Frage gestellt wird, oft auch zu Recht. Aber ich gehe jede Wette ein: Das Paperback wird nicht nur überleben, sondern auch wieder richtig durchstarten.

7

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?
Über interessante Menschen – ob Autor, Programmmacher, Vertriebler, Buchhändler, Literaturagent, Werber … Oft sehne ich mich nach so etwas wie einem „Karl Lagerfeld der Bücher“: einem gern etwas schillernden und charismatischen Menschen, einem attraktiven Querdenker, der mit Visionen, Ideen und Lebensfreude öfter mal frischen Wind in unsere professionellen Diskussionen pustet. Mir hängen die grauen Bedenkenträger, die Berufspessimisten und auch die (oft unbedarften) Hipster, die gern überall mitreden, etwas zum Hals heraus.

8

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie nächstes Jahr vermeiden?
Immer will ich mir mehr Zeit für mich selbst nehmen. Doch dann stürze ich mich wieder mit Verve auf ein neues Projekt, einen neuen Autor usw. Und als Feierabendvergnügen lese ich dann die halbe Nacht. Ich will mal regelmäßig sieben Stunden schlafen.

9

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?
Ich werde NICHT regelmäßig sieben Stunden schlafen, ich werde weiterhin Augenringe haben und mich nachts mit tollen Büchern beschäftigen.

10

Welches Buch hat Ihnen dieses Jahr besonders viel Freude gemacht?
Katja Petrowskajas „Vielleicht Esther„. Für mich das Buch des Jahres. Auch weil ich der Autorin in Leipzig begegnen durfte und bis heute tief beeindruckt bin.

11

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im kommenden Jahr?
Mein eigenes. Ich muss nur endlich wieder mehr Zeit dafür finden. Siehe 8.

12

Von wem würden Sie auch gern mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?
Von Joerg Pfuhl*.

13

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?
Wird man auch in hundert Jahren noch gedruckte Bücher lesen?

14

Hier können Sie die auch beantworten:
Na, was denn sonst?

Morgen antwortet [René Bego, gestern stellte sich Susanne Hemming unseren Fragen [mehr…].]

* Anmerkung der Redaktion: Hat er 2013 schon gemacht, [mehr…].

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