Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Ulrich Hopp?

Seit dem 06. Dezember (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2020 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“.  Heute beantwortet Verleger Ulrich Hopp (be.bra-Verlagunseren „anderen“ Fragebogen:

Ulrich Hopp: „Mein Lieblingsverlag ist der Verbrecher Verlag, der seit Jahren ein tolles Programm macht und das mit zwei liebenswerten Verlegern. Zwei, die ihren Verlag leben und die jedes Jahr Programme gestalten, die immer Überraschungen bieten. Der Deutsche Verlagspreis und der Berliner Verlagspreis (neben allen bisherigen Auszeichnungen) sind da eine Konsequenz, die nur eine Frage der Zeit waren und mich dieses Jahr sehr gefreut haben. „

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Das war der 8. November, da hat mir meine langjährige Lebensgefährtin, völlig ohne Zwang, das Ja-Wort gegeben.

Worüber haben Sie sich 2019 am meisten geärgert?

Über die zunehmend prekäre Situation für unabhängige Verlage. Aktuell die großflächige Auslistung bei LIBRI in Verbindung mit der Unsichtbarkeit auf den Webseiten der LIBRI angeschlossenen Buchhandlungen.

Was war 2019 Ihr schönster Erfolg?

Das war die Fortsetzung des Erfolges unseres tollen Bauhaus-Bildbandes „Bauhaus – Eine fotografische Weltreise“ von dem Fotografen Jean Molitor und der Architekturhistorikerin Kaija Voss. Ein Buch, das ganz in Bauhaus-Manier gestaltet und hergestellt wurde. Die über 10.000 verkauften Exemplare sprechen für sich.

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?

Ein Buch, das unser Autor Harald Neckelmann wiederentdeckt hat: „Die Geschichte von Lili Elbe – Ein Mensch wechselt sein Geschlecht“. Eine die anrührende Geschichte eines Menschen Anfang der Dreißigerjahre in Berlin, der sich dazu entschließt künftig als Frau zu leben. Das geht einher mit den entsprechenden Operationen und den psychischen Belastungen. Aufgeschrieben wurde dieser schwierige Weg 1932 von einem Journalisten unter Mitarbeit von Einar Wegner, später Lili Elbe. Aus dem damaligen Weltbestseller entstand dann 2015 der Blockbuster „The Danish Girl“ mit Alicia Vikander, die dafür 2016 mit einem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde.

Eigentlich der Stoff als Wiederentdeckung ein Bestseller zu werden. Leider hat sich das in diesem Herbst noch nicht so dargestellt.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Bei den Buchhandlungen könnte ich mich bei den vielen engagierten inhabergeführten Buchhandlungen gar nicht für die eine entscheiden. Das fällt mir auch bei meinem liebsten Verlag schwer, doch nicht ganz so: für mich ist das der Verbrecher Verlag, der seit Jahren ein tolles Programm macht und das mit zwei liebenswerten Verlegern. Zwei, die Ihren Verlag leben und die jedes Jahr Programme gestalten, die immer Überraschungen bieten. Der Deutsche Verlagspreis und der Berliner Verlagspreis (neben allen bisherigen Auszeichnungen) sind da eine Konsequenz die nur eine Frage der Zeit waren und mich dieses Jahr sehr gefreut haben. Weiter so!

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Über die ungerechte Vergabe von Preisen! Es können nicht immer alle gewinnen. Entscheidungen in Jurys werden nach zeitraubenden Abstimmungen getroffen. Es liegt in der Natur der Sache, dass jeder  Verleger und jede Buchhändlerin ihr Unternehmen für preiswürdig halten. Doch eine Entscheidung darüber sollten die fällen, die den Blick von außen haben. Ich habe da Vertrauen in die unterschiedlichen Menschen die sich zu einem gemeinsamen Votum durchringen.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Über erfolgreiche unabhängige Buchhandlungen und Verlage.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Bei der Programmauswahl der Bestsellertauglichkeit nicht die oberste Priorität einzuräumen.

Und welchen Fehler werden  Sie trotzdem wiederholen?

Genau diesen, denn Bücher machen ist mehr als das.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Das große Kalauer-Lexikon von Ulrich Hopp, das mir meine Mitarbeiter zum Geburtstag erstellt haben. Ein humorvolles Einzelexemplar!

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Da kann ich erstmal nur für das Frühjahr sprechen. Das wird das Buch von Knut Elstermann „Der Canaletto vom Prenzlauer Berg – Der Maler Konrad Knebel“ sein. Das ist eine Form von Bild-Biographie die das Werk des Ausnahmekünstlers Konrad Knebel mit seinem Leben verknüpft. Die Texte von Knut Elstermann sind, wie in all seinen Büchern, sehr persönlich erzählt und mit seiner Geschichte verwoben. Es ist eine Überraschung, einen profilierten Maler – der das Licht der Öffentlichkeit nicht sucht – und sein Werk kennenzulernen. Knut Elstermann ist mit seinem Zugang zu Maler und Werk etwas Besonderes gelungen.

Von wem würden Sie gern auch mal  die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Von Corinna Huffman von der Büchergilde Gutenberg.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben,  hätten Sie gern beantwortet?

Wie lange gibt es den be.bra verlag schon?

Hier können Sie die auch beantworten:

Seit 25 Jahren.

Gestern antwortete  Tobias Wahl auf unseren „anderen“ Fragebogen, morgen befragen wir Birgitta Barlet

 

 

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