Der Messe-Mayer Leipzig 2024, 2 von 5: Lars von Triers Flur ist keine Entschuldigung

 

Liebe Freunde,

 

was für ein strahlender Sonnentag, was für ein perfekter blauer Himmel! Gestern!

Nicht heute. Zur Publikumseröffnung war eher so grau und Pisswetter. Egal: Wir stürzen uns in diese Messe, auf die sich wieder so viele gefreut haben: Wir haben ein wenig Standzuwachs und ein wenig Publikumszuwachs, heute war es schon mal richtig schön voll. So geht Messe.

Und so geht Guerillamarketing, Egmont Ehapa!

 

(Und das Wetter ging ja dann auch so halb.)

 

Zwei Dinge:

Ich hatte hier den ganzen Tag das Wort „Seredipität“ stehen, gleich mehrmals, und das war natürlich ein völliger Falsch. Astrid Böhmisch hat das Wort richtig gesprochen, und ich habe es endlich korrigiert.

Und Theresa Bolkart heißt natürlich Theresa Schenkel, bei S. Fischer und privat. Ich lasse den Fehler unkorrigiert, um meine Schande zu verewigen, aber ich werde es fortan richtig machen.

Vielleicht spricht mein Hotelflur für meine Entlastung.

 

Ich nenne ihn den Lars-von-Trier-Trakt.

 

 

Sales Award

 

Jährlich wird von der ebuch, vom BuchMarktForum und vom Bayerischen Landesverband des Börsenvereins der Sales Award verliehen an herausragende Ideen und Kampagnen in Verlag und Handel!

Aber das interessanteste an so einer Verleihung ist ja, vorher und hinterher rumzustehen.

Hier stehen zukünftige Gewinner, aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht

 

 

book2look: Ralph Möllers und ich

 

Aber jetzt geht es los:

Das sind bestimmt die Familien der Nominierten

 

 

Am Ende gewannen Ullstein in der Verlagssparte und die LG Buch in der Handelssparte, aber zuerst muss Julian Müller noch das Foto durchqueren:

 

Na, herzlichen Glückwunsch zur Fotodurchquerung.

 

Hier die Siegerfotos:

 

Wir gratulieren der LG Buch

 

 

Und wir gratulieren Ullstein für die Kampagne #liebergleicheinbuch

 

Und hier nochmal alle zusammen, wo sie getrennt schon zu viele für ein Foto sind:

 

Und noch die Fotografen dazu! Wenn schon, denn schon.

 

Völlig parteiisch picke ich hier nochmal Iris Hunscheid und Veit Hoffmann von der LG Buch heraus.

Weil sie beide so schön lachen. Und weil ich weiß, wie sie heißen.

 

Mein Erstes Interview: Alexa Hennig von Lange

Als in den Neunzigern die Popliteratur in unser Leben explodierte, trat eine Generation Schriftsteller auf, zu denen Alexa Hennig von Lange und Benjamin von Stuckrad-Barre gehören. Frecher Adel mit einfühlsamem Talent? Ich muss das zum Glück nicht beurteilen, denn Alexa Hennig von Lange hat auf dieser Messe ein veganes Kochbuch herausgebracht, und das klingt ja erst mal alles sehr lecker.

 

 

BuchMarkt: Die Reihenfolge, wie du zurück gefunden hast zum veganen Essen, war zuerst Nostalgie und dann erst Gesundheit. Dass es dir gut bekommt, hast du erst im Nachhinein festgestellt?

Alexa Hennig von Lange: Ich bin aufgewachsen in einem intellektuellen Milieu, in einer Siedlung, wo sehr viel regionales Gemüse verarbeitet wurde. In meiner Kindheit hatte ich großes Interesse an Ernährung, vor allem gepaart mit der Freude am Essen, der Freude am Zubereiten und dem gemeinschaftlichen Essen, sich als Familie zusammen zu finden. Dieses Gefühl, dass Essen Heimat ist, dass Essen Geborgenheit ist, ist mir im Laufe des Erwachsenwerdens mehr oder weniger abhandengekommen. Ich habe sehr lange Zeit als Jugendliche unter Magersucht gelitten. Eine Essstörung war meine Reaktion auf die immer größer werdende Welt, auf die Komplexität der Welt. Es hat fast 30 Jahre lang gedauert, bis ich diesen Bereich ansatzweise wieder verlassen konnte.

Gab es da einen Auslöser?

Durch Zufall entdeckte ich ein veganes Kochbuch, das mich wieder zurückgeholt hat und das mir gesagt hat: „Du kennst das eigentlich alles. Essen ist etwas Schönes, etwas Heilendes, etwas Heimatliches“, und darüber bin ich dann auch zurück zu meinen Wurzeln gekommen. Ich hab mich erinnert, wie schön es war mit meiner Mutter zu kochen. Wie schön es war, zu essen.

Kinder meiner Generation sind durchaus mit einer Art Fleischdruck aufgewachsen: Es ist normal, Fleisch zu essen, und gesund, und es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Wie ist denn Fleisch in dein Leben gekommen?

Tatsächlich gab es in meiner Kindheit selten Fleisch. Meine Eltern hatten schon ein anderes Verhältnis zu Fleisch, es gab durchaus welches am Wochenende, und das wurde auch gewürdigt. Das war auch alles schön und richtig. Aber dass tatsächlich überall Fleisch dran sein muss, das war sicherlich auch etwas, was durch die Medien gewirkt hat. Proteinreiche Diäten kamen in Mode. Man sollte sich plötzlich Hühnchenfleisch zuführen, und es wurde sehr lange propagiert, dass man sehr viel Fisch und Huhn isst, um sich eben gesund zu ernähren, und so gibt es natürlich immer wieder neue Ernährungswege und neue Vorschläge. Insofern kam dann auch das Fleisch in mein Leben. Bis ich bemerkte, dass mir das körperlich nicht gut tut.

Sind wir immer noch eine Gesellschaft mit Fleischkonsum als Werkseinstellung?

Absolut! Wenn wir jetzt überlegen: was koche ich heute Abend beispielsweise, dann gibt es ja noch immer die klassische Aufteilung: ein paar Erbschen, ein bisschen Kartoffelbrei, und der Rest muss Fisch oder Fleisch sein oder, wenn es ganz schlimm läuft, Rührei (lacht).

Aber wir sind ja auf einem guten Weg: Zuerst musste man noch erklären, dass einem die Tiere leid taten; irgendwann wurde Klima eine Größe. Aber wir sind ja auf dem Weg dahin, dass wir keinen Grund mehr brauchen, um etwas Leckeres zu essen, das vegan ist.

Sie haben total recht, das finde ich nämlich eine interessante Entwicklung. Ich finde man kommt immer mehr bei sich an. Und wenn ich im Gleichgewicht bin, bekomme ich ein Gefühl dafür, wie viel Fleisch auf meinem Teller richtig ist. Ich möchte weder andere Lebewesen noch die Natur in der Art und Weise ausbeuten, dass dieses Ungleichgewicht auf meinem Teller weiter besteht.

Der Schritt von Pflanze zu Fleisch klingt pauschal erst mal richtig. Aber müssen wir nicht auch da hinkommen, dass wir bei problematischen Pflanzen ebenso differenzieren wie bei der Problematik von Fleisch? Sagen wir, für Avocados muss Regenwald gerodet werden, oder ich habe von der Avocadomafia gehört, weil der immense Bedarf von Industrienationen eine sichere Geldquelle ist.

Das stimmt: Die Avocado ist erschreckend in ihrem Wasserverbrauch, aber sie steht in keinerlei Verhältnis zur gleichen Menge Rindfleisch. Aber das sind natürlich Anpassungsprozesse, und die müssen durchlaufen werden. Und wer weiß, ob wir in fünf Jahren noch die Avocado brauchen, oder ob wir eine bessere Lösung gefunden haben.

Wann haben Sie Frankfurter grüne Soße kennen gelernt?

Die hat tatsächlich meine Mutter gemacht. Das ist eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen. Meine Mutter hat in der Küche Kräuter gehackt, und ich hab dabei zugesehen und beobachtet, wie fein meine Mutter die Kräuter gehackt hat, ohne sich in die Finger zu schneiden. Das war ein Teil meiner Kindheit.

Haben Sie ein kulinarisches Guilty Pleasure?

Ja, also tatsächlich sind das Pommes Frites, da muss ich mich sehr stark im Zaum halten. Aber das ist nicht „Guilty“, sondern etwas leckeres, was ich mir gönne. Nach einer Portion Pommes kann ich wieder zurückkehren zu dem Gleichmaß, was mich gut durch den Tag bringt. Und ab und zu gibt’s halt ’ne Ausnahme.

Vielen Dank für das schöne Gespräch!

 

Alexa Hennig von Lange: Geht sie? Kommt sie? Was isst sie als Nächstes?

 

 

Comics als Leseförderung

Und so geht das heute Knall auf Fall: Auf dieser Messe ist so viel los, dass ich Ihnen aus purer Verzweiflung mit Inhalt komme. Aber diesmal bin ich selbst Teil der Veranstaltung!

 

Und das war nicht meine Idee.

 

Leseförderung ist nämlich eines der großen Themen dieses Jahr. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ludt den Comicverleger Michael Groenewald und den Comicverkäufer Matthias Mayer zum offenenPodium ein.

 

Es scheint sich um eine seriöse Veranstaltung zu handeln.

 

Fotos: Peggy Sasse, Zweitausendeins Verlag

 

Mir wird erst jetzt klar, dass all meine Bemühungen, die Veranstaltung zu trollen, letzlich als Lanze gesehen wurde, die ich anscheinend für das Medium Manga brach.

Bisasam ist derselben Meinung.

 

Und dann noch eines meiner berüchtigten Kameraduelle mit bloßen Augen:

Ich esse Kameralinsen zum Frühstück, Freundchen

 

Äh, wo waren wir? Ach ja, Leseförderung. Comics sind toll!

 

Das Streunen in den Hallen

 

Kai-Uwe Vogt, ehemals Börsenblatt, sagte mir, ich solle auf diesen kleinen Verlagsstand hinweisen, und pries ihn sehr.

 

Das genügt mir völlig.

 

Ich habe einen schlechten Ruf, aber gelegentlich tue ich einfach, was man mir sagt.

 

Das erfuhr auch wieder einmal Nicola Bardola, der der festen Ansicht war, das Rosa meiner Plüschohren korrespondiere hinreichend mit einem Kitschroman bei HarperCollins, um für ein Foto zu genügen.

 

Bardola wird wissen, was er da sagt. Bardola macht gute Bücher.

 

Wenn ich heute noch ein „Schaufenster am Donnerstag“ hinkriege, sind Sie drin! (kriege ich nicht.)

 

Unglaublich, wen man alles trifft, wenn man nur frische Luft und Frittiertes sucht!

 

Den Harald Kiesel!

 

Sehen Sie, wie unnatürlich ich den Arm hinter dem Rücken halte? Weil ich nur eine Sekunde vorher noch in eine Portion Pommes verwickelt war.

 

Die Serviette enthält mehr Mayonnaise als ich eigentlich wegwischen wollte

 

Und man trifft den Redaktionsbürokollegen Carsten Tergast!

 

Jetzt dürfen wir nicht mal mehr hier parken, falls was brennt.

 

Und Isabel Bogdan schleicht hier herum, ebenfalls auf der Suche nach einer Serviette voller Pommes.

kriegt sie.

 

Petra Hlawitschka, Anne Milachowski (beide Beck) und Mirjam Mustonen (Kiepenheuer & Witsch).

Und ich habe alle richtig geschrieben!

 

Und hier das „Wo ist Waldo“ der Leipziger Buchmesse, nur mit Isabel Bogdan stattdessen.

Sapperment! Eben noch auf dem Pommeshof!

 

 

Zum Geleit

Und das war mein Eröffnungsdonnerstag (nach dem Eröffnungsmittwoch).

Peggy Sasse und Maren Ongsiek reichen ihre Fotos vom gestrigen Abendempfang im Gewandhaus nach. Bundeskanzler und Krimiromanhauptfigur Olaf Scholz sprach da zur Messe-Eröffnung.

 

Hätten die beiden mal meine Kamera dabeigehabt!

 

„Jetzt sind wir ganz oben angekommen!“

 

Auf dem Weg nach draußen komme ich an zwanzig Jahren Leipziger Messepreis vorbei:

Ich stecke in einem der Bäume

 

Wir gratulieren den Gewinnern Barbi Marković,  Tom Holert und Ki-Hyang Lee (Namen eben nachgeschlagen bei buchmarkt.de)

Ich konnte der Verleihung „diesmal“ nicht beiwohnen, weil ich Wichtigeres zu tun hatte:

 

Brot ist wichtig.

 

 

Ich wünsche Ihnen einen guten Messefreitag!

Ihr und Euer

Matthias Mayer

 

herrmayer@hotmail.com

 

Lost Places in Leipzig, 2 von 5

Aktion: Käse und Margarine, ungekühlt!

 

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