Der Frankfurter Verlag Schöffling & Co. erhielt gestern auf der Leipziger Buchmesse den mit 26.000 Euro dotierten Kurt Wolff Preis. Klaus Schöffling nahm die Auszeichnung entgegen. Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis ging an den Berliner Guggolz Verlag, den Sebastian Guggolz vor drei Jahren gegründet hat.
Der Preis würdige die Vielfalt des Schaffens unabhängiger Verlage, so Aviva-Verlegerin Britta Jürgs, die Vorstandsvorsitzende der Kurt Wolff Stiftung, bei der Preisverleihung im gut besuchten Forum „Die Unabhängigen“. Es müsse noch mehr Aufmerksamkeit auf deren Produktionen gerichtet werden. Die hohen Rückzahlungsforderungen der VG hätten dazu geführt, dass einige Verlage nicht nach Leipzig gekommen sind. Außerdem ermunterte Britta Jürgs wieder alle unabhängigen Buchhandlungen, sich um den Deutschen Buchhandlungspreis zu bewerben, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal vergeben wird.
Laudator Burkhard Spinnen, der zu den ersten Autoren des Schöffling Verlags gehört, sang ein Loblied auf gute Literaturverleger, die zwar auch Geschäftsleute seien, doch noch vielmehr seien sie Autoren, die Bücher machen ohne selbst zu schreiben. Die Liebe zur Literatur hätten sie zu ihrem Lebensinhalt gemacht. Ohne die sorgfältige Arbeit der Literaturverlage sehe die Zukunft düster aus. Spinnen dankte den literarischen Verlegern für ihr aufopferungsvolles Engagement, auch wenn der Umgang mit Autoren nicht immer einfach sei. „Ich bin immer noch eine Autoren-Prinzessin auf der Erbse“, sagte er.
Klaus Schöffling freute sich über den bedeutsamen Kurt Wolff Preis, sieht aber auch Handlungsbedarf. „Bei der Förderung von literarischen Verlagen liegt einiges im Argen“, sagte er und forderte eine kontinuierliche Förderung wie in anderen Ländern beispielsweise in Österreich und der Schweiz. Außerdem seien die Rückzahlungsforderungen der VG Wort und „heftige Angriffe auf das Urheberrecht“ eine „eminente Bedrohung unsere täglichen Arbeit“. Das alles drohe den unabhängigen Verlagen den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Schöffling bewunderte auch die verlegerischer Leistung seiner Kollegen, die Projekte wagen, für die sie „für bekloppt gehalten“ werden. Seinem Verlag liege die Lyrik besonders am Herzen, daher werde auch „Das Jahrbuch der Lyrik“ ab 2017 bei Schöffling & Co. erscheinen.
Das Ausgraben von Texten, das Lebendig-halten könne immer heue Aktualität gewinnen, betonte Sebastian Guggolz, der vor allem Neuübersetzungen und Neuausgaben aus Ost-, Mittel- und Nordeuropa verlegt, in seiner Dankesrede. „Ein alter Text hat uns bei der Lektüre nicht grundsätzlich weniger zu sagen als ein soeben entstandener. Und bei der fortwährendem Suche nach Neuem kann man genauso fündig werden, wenn man einfach das Alte neu liest.“ Er wolle seine Bücher – ohne ihr Alter zu verleugnen – so frisch und neu präsentieren, dass die Leseerfahrung eine gegenwärtige ist. Dazu brauche man neben hervorragenden Übersetzern eine zugeneigte Lektüre. „Denn die Zuneigung, die der Leser dem Buch und dem Text zukommen lässt, ist es, die je nach Neigungswinkel, oder genauer: je nach Zuneigungswinkel in der Lage ist, Distanzen ganz egal welcher Art, zu überwinden. „
ml