Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Wolfgang Hörner?

Seit dem 6. Dezember (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2021 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet Galiani – Verleger Wolfgang Hörner unseren „anderen“ Fragebogen:

Wolfgang Hörner: „Jeder Tag, an den wir eins unserer Bücher zum ersten Mal in der Hand halten können, ist ein schönster! Ganz besonders schön dieses Jahr bei Tobias Roths „Welt der Renaissance“ – Folianten und den beiden Bände der Kat Menschik Reihe. Diese Hochgefühl bei jedem Buch wäre der einzige Grund, unser Programm zu erweitern. Aber aus anderen Gründen halten wir es klein“

Welcher Tag war Ihr schönster diesem Jahr?

Jeder Tag, an den wir eins unserer Bücher zum ersten Mal in der Hand halten können, ist ein schönster! Ganz besonders schön dieses Jahr bei Tobias Roths „Welt der Renaissance“ – und den beiden Bände der Kat Menschik Reihe. Dieses Hochgefühl bei jedem Buch wäre der einzige Grund, unser Programm zu erweitern. Aber aus anderen Gründen halten wir es klein.

Worüber haben Sie sich 2020 am meisten geärgert?

Wie immer über mich selbst – wenn ich bemerkte, dass ich etwas vergessen habe, das einem der Bücher hätte nutzen können.

 Was war 2020 Ihr schönster Erfolg?

Der größte sicher diese unglaubliche Nachfrage nach dem „Illustrierten Thierbuch“ von Mark Benecke/Kat Menschik. Der schönste??? Tja, bei all diesen dollen Bücher (mit)gemacht haben zu dürfen.

Und Ihr traurigster Misserfolg war …?

Das teile ich mit vielen Kollegen: als all die Frühjahrstitel coronahalber abknickten, die Autoren nicht mehr lesereisen konnten usw. Und dass es uns allen trotz aller Anstrengungen nicht gelungen ist, den Autoren des Frühjahrs nochmal einen richtig dicken Neustart im Sommer zu geben.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Da bin ich ziemlich polyamourös. Dieses Jahr jede Buchhandlung, die sich trotz Lockdown etwas einfallen ließ, um die Leser mit Lesestoff zu versorgen, zum Teil war das ganz großartig! Verlagshalber muss ich echt tief zurückgehen, da hat mich eine große Bewunderung für einen Verleger aus dem 16. Jahrhundert erwischt, Bernhard Jobin aus Straßburg. Der machte extrem interessante, teils recht bizarre, immer aber sehr ungewöhnliche Bücher, ein fast anarchisch freier Geist – nächstes Jahr haben wir eins im Programm: Reinhard Kaiser übersetzt das Lalebuch (sozusagen die Urform des Schildbürgerbuchs)  aus dem Deutschen des 16. Jahrhunderts – das war eines der Bücher, die bei Jobin erschienen sind, Volksgut wurden und die bis heute jeder kennt.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Von Coronaleugnern und Impfgegner  – diesen gefährlichen Unsinn dürfte es nicht geben. Gäbe es ihn nicht, müsste man nicht mehr davon lesen. Solange es ihn gibt, muss man leider darüber schreiben … es wird ein frommer Wunsch bleiben.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Über Bücher! Über Literatur! Über INHALTE!!

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

So aufwendige schöne Bücher zu machen, dass man zu Weihnachten mit dem Nachdruck Probleme kriegt.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

So aufwendige schöne Bücher zu machen, dass man zu Weihnachten mit dem Nachdruck Probleme kriegt. Die Nachfrage ist halt leider nicht planbar und Nachdrucke richtig sorgfältig gemachter Bücher brauchen ihre Zeit.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Die Buchwerdung der Textmeeren des Folianten „Welt der Renaissance“ war zeitweise die Hölle, eine irre Arbeitsbelastung – aber mit dabei sein zu dürfen, wie es inhaltlich und optisch immer reichhaltiger, vielschichtiger, schöner, besser wird, das war wirklich das reine Glück. Und als es dann auch noch im Handel knallte …

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Uns ist jedes Buch extrem wichtig!

Von wem würden Sie gern auch mal  die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Bernhard Jobin. Aber auch das wird ein frommer Wusch bleiben.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben,  hätten Sie gern beantwortet?

Was hat Ihnen in diesem Jahr am meisten gefehlt?

Hier können Sie die auch beantworten:

Mit Kollegen und Autoren die Bücher so richtig zu feiern. Aber: Das holen wir nach sobald es irgendwie wieder geht!!!

Gestern antwortete Bernhard Schmid, morgen fragen wir Lorenz Borsche.

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