Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e. V. (avj) und der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. (AKJ) haben ein gemeinsames Statement zur Nicht-Vergabe des diesjährigen Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises verfasst. Wir zitieren im Wortlaut:
„Für Toleranz und Diversität
Mit Erstaunen und Unverständnis haben der Arbeitskreis für Jugendliteratur und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen die Ereignisse rund um die Vergabe bzw. Nicht-Vergabe des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2021 verfolgt.
Eine Fachjury unter Vorsitz von Weihbischof Robert Brahm hat 16 den ihrer Ansicht nach den Preiskriterien entsprechende Titel auf die Auswahlliste gesetzt und einen dieser Titel als Preisträger ausgewählt. Die Deutsche Bischofskonferenz als Preisstifter hat das vorgeschlagene Preisbuch als nicht den zugrundeliegenden Kriterien entsprechend abgelehnt. Die Jury wiederum war nicht bereit, aus den verbleibenden Titeln ein neues
Preisbuch auszuwählen. Der Titel Papierklavier von Elisabeth Steinkellner, um den es dabei geht, wird nun nicht einmal mehr auf der Empfehlungsliste genannt.
Wir bedauern das Verfahren, dass sich ein Stiftergremium über die Entscheidung einer autonom arbeitenden und fachkundigen Jury hinwegsetzt, zutiefst. Denn die empfohlenen Titel zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie vielfältig das gesellschaftliche Leben von Kindern und Jugendlichen heute ist und literarisch dargestellt wird. Und sie führen ihren Leserinnen und Lesern vor, wie in den unterschiedlichsten literarischen Formen Fragen rund um Glauben und Transzendenz und das Miteinander von Kulturen bis Generationen erörtert werden können.
Wir verurteilen diesen Akt der Bevormundung. Der Arbeitskreis für Jugendliteratur und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen unterstützen in ihrer Arbeit jede Form von Toleranz und Diversität, von Weltoffenheit und gesellschaftlicher Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Wir hoffen für die Zukunft, dass in der Katholischen Kirche ein Umdenken stattfindet und sie sich nicht immer weiter von den Realitäten der Kinder und Jugendlichen entfernt.“
Renate Reichstein (Vorsitzende der avj) und Ralf Schweikart (Vorsitzender des AKJ)
Es ist kaum zu glauben, aber die Katholische Kirche, in diesem Fall ein Gremium der Deutschen Bischofskonferenz, lässt keinen Fettnapf aus, um sich negativ zu profilieren. Die ‚Aufarbeitung‘ des Missbrauchsskandals hat gerade erst begonnen, da erfolgt dieser Schritt, im Grunde ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich um Kinder und Jugendliche bemühen.
Es bleibt wirklich nur zu hoffen, dass sich alle Gremien eines Besseren besinnen und beginnen, sich wirklich um Kinder und Jugendliche zu kümmern. Jesus sollte dabei ihr größtes Vorbild sein.
Dieter Klug, Wolfratshausen